Donnerstag, 28. Januar 2010

Etappe Punta Arenas - Ushuaia

Distanz: 440km

Hitchhiking: 80km

Feuerland
Frühmorgens setzten mit einer Autofähre nach Feuerland über. Das schlechte Wetter, das an diesem Morgen herrschte folgte uns diesmal nicht. Entsprechend waren wir in guter Stimmung, nicht zuletzt wegen des starken Rückenwindes, der uns einige Mühen auf der holprigen Strasse ersparte.
Feuerland ist, wie die Pampa, sehr spärlich besiedelt. Einige wenige Estancias beherrschen die riesige Fläche, auf der vor allem Schafe gehalten werden.
Das harte Radlerleben hat uns eine gehörige Puste verliehen.
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Am späten Nachmittag hielten wir bei einer solchen, um nach Wasser zu fragen. Ein Mann begrüsste uns mit der typischen südamerikanischen Freundlichkeit und bot uns gleich an, auf der Estancia zu übernachten. Dankend nahmen wir dieses Angebot an und wurden einmal mehr Zeuge der unglaublichen Gastfreundschaft vieler Leute dieses Gebiets. Er führte uns in einen Massenschlag, der von den Arbeitern in der Schafschur Saison genutzt wird. Danach bat er uns in die Küche wo schon der Kaffe bereit stand. Wir lernten uns besser kennen und er erzählte uns, er hätte schon einige Radfahrer beherbergt. Fast das ganze Jahr über lebt er alleine in dieser Einsamkeit und unterhält die Estancia, die aus etwa acht Häusern und einer Fläche von 7000 ha besteht.

Während wir danach unser Nachtlager einrichteten, kam Rigoberto mit einem toten Schaf auf der Schulter herein und fragte uns, ob wir auch genug Hunger mitgebracht hätten. In geübten Handgriffen zerlegte er das Schaf und bereitete uns ein herrliches Nachtessen zu. Er schien enttäuscht, da wir, obwohl es köstlich war, nicht alles aufessen konnten.
Danach blieben wir am Tisch sitzen um bei einer gemütlichen Matéada den Tag ausklingen zu lassen. Bei einer Matéada wird ein Holzgefäss, das gefüllt ist mit Yerba (Teekraut), herumgegeben. Dabei wird der Maté immer wieder mit heissem Wasser aufgegossen. Dies wird teilweise mehrere Stunden zelebriert. Der Maté ist in ganz Südamerika, vor allem aber in Argentinien, verbreitet. Auch wir geniessen in Argentinien regelmässig einen Maté am Feuer beim Zelten, oder wenn wir von Einheimischen dazu eingeladen werden.
Matéada am Feuer
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Am nächsten Morgen regnete es wie so oft. Da wir uns an einem so gemütlichen Ort aufhielten, brachten wir es nicht über uns, bei diesem Wetter loszufahren. Wir warteten in der gemütlichen Stube und als das Wetter besser wurde und wir schon aufbrechen wollten, begann Rigoberto gerade ein Mittagessen zuzubereiten. Wer kann da schon nein sagen.
Als wir später, satt bis an den Rand, doch noch aufbrachen, schien die Sonne und es wurde ein herrlicher Tag. Wir kamen gut voran, bis sich bei einem Schlagloch während einer schnellen Abfahrt, bei Tobi eine Vordertasche löste und er dadurch über den Lenker geworfen wurde. Dabei zog er sich einige Schürfwunden zu und verstauchte sich das Handgelenk. Trotzdem konnten wir noch bis zur Argentinischen Grenze weiterfahren und Campierten dort. Am nächsten Morgen war die Hand stark angeschwollen, was eine Weiterfahrt bis Rio Grande verunmöglichte. Am Argentinischen Zoll warteten wir bei strömendem Regen mehere Stunden auf eine Mitfahrgelegenheit. Dabei trafen wir zum dritten mal, nach Trujillo und Uyuni, per Zufall auf ein Französisches Paar, welches mit dem Tandem die selbe Route fährt wie wir.
In Rio Grande legten wir zwangsläufig zwei Ruhetage ein, da zu den Verletzungen von Tobi auch noch eine starke Erkältung kam.
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Endspurt
Einigermassen rehabilitiert starteten wir auf die letzten Kilometer. Das Gelände wurde nun zunehmend hügeliger, da sich hier die Anden noch ein letztes Mal aufbäumen. Auch sahen wir hier wieder Wälder, was uns nach den ersten Feuerlandeindrücken erstaunte. Nach einem letzten Pass, kamen wir in unserem lange angestrebten Ziel Ushuaia an.
Die südlichste Stadt der Welt, ist wie vorhergehende Touristenorte in Argentinien sehr teuer. Von hier starten viele Kreuzfahrtschiffe in die Antarktis.
Rückblick
Auf unserer Reise hierher legten wir insgesamt 10500Km, davon 6144km und ca. 26400 Höhenmeter mit dem Fahrrad zurück. Wir sassen insgesamt 336 Stunden im Sattel, unsere Räder drehten sich dabei 2'786'395 mal um die eigene Achse. Wir kamen bis auf eine Höhe von 4880m.ü.M. und hatten ca. 15 Platten und viele andere Kleinigkeiten zu reparieren. Wir lernten unzählige Menschen, ihre Gastfreundschaft und Freundlichkeit kennen. Die verschiedenen Kulturen und ihre Besonderheiten faszinierten uns. Wir wurden um viele Eindrücke reicher und erlebten ein riesen Abenteuer.
Typischer Sonnenuntergang auf Feuerland
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Ausblick
Hier in Ushuaia trennen sich unsere Wege.
Tobi wird von Buenos Aires aus nochmals in den Sattel steigen und richtung Paraguay weiterziehen. Er wird voraussichtlich am 28. Februar seinen Rückflug antreten.
Adi wird auf dem langen Weg nach Buenos Aires einen Zwischenstopp einlegen und danach am 10. Februar nach Hause fliegen.
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Vielen Dank für euer Interesse und bis bald
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Adi und Tobi
KEEP THE WHEELS TURNING

Sonntag, 17. Januar 2010

Etappe El Chalten - Punta Arenas

Distanz: 500km
Hm: 800

Gesammtdistanz: 5700km

Hitchhiking: 320km


Durch die Pampa
Nach einem Ruhetag in El Chalten, den wir bitter nötig hatten, mac
hten wir uns auf in Richtung El Calafate. Hier auf der Argentinischen Seite von Patagonien herrscht meist ein extrem starker Westwind. Für uns ist das auf der verbleibenden Strecke ein grosser Vorteil, da wir uns häufig in südöstlicher Richtung fortbewegen. Dieser Wind ist mit nichts in der Schweiz vergleichbar, es windet oft so stark, wie in der Schweiz ein bis zweimal im Jahr. Desshalb muss man schon leicht masochistisch veranlagt sein um hier längere Zeit gegen den Wind zu fahren. Man kommt auch unter grösster Anstrengung auf keinen grünen Zweig. Aus diesem Grund haben wir jeweils längere Strecken mit Gegenwind gehitchhiked. In El Calafate blieben wir wiederum einen Tag und besichtigten den Weltberümten Perito Moreno Gletscher.

Wikipedia Auszug:
Eine Besonderheit des Perito Moreno ist, dass er einer der wenigen bekannten Gletscher außerhalb der Antarktis und Grönlands ist, der noch kontinuierlich wächst. Der etwa 60 km lange Perito-Moreno-Gletscher mündet in den Lago Argentino. Pro Tag schiebt sich die Eismasse ungefähr einen Meter vorwärts. Dabei trifft ein Teil des Gletschers auf einen Gegenhang und blockiert so etwa alle vier bis zehn Jahre einen Nebenarm des Lago Argentino, den Brazo Rico. Dadurch steigt der Seespiegel im südlichen Teil dieses Arms an. Der Zusammenbruch dieser Barriere ist eines der eindrücklichsten Naturschauspiele und lockt jedes mal viele Touristen und Dokumentarfilmer zum Gletscher. Die letzten „Vorstellungen“ des Gletschers waren 1988, im März 2004, im März 2006 und im Juli 2008. Regelmäßig brechen Teile der 60 Meter hohen und ca. 5 km breiten Gletscherzunge in den Lago Argentino ab, was zu pittoresken Eisbergen und meterhohen Flutwellen im See führt.




Anschliesend ging es weiter nach Punta Arenas, mit einem Zwischenstopp in Rio Turbio. Die Gegend war der, im Altiplano (Peru) sehr ähnlich und gefiehl uns sehr. Wir sahen ausserdem eine Art Strauss, ein Gürteltier, Stinktiere und viele Guanukos (ähnlich wie Lamas). Die Argentinische Pampa ist sehr dünn besiedelt, von einem Mineur erfuhren wir, dass hier die Bevölkerungsdichte eine Person pro Km^2 ist.
Mit dem Wind zu fahren ist natürlich eine grosse Freude, man kommt auf einer flachen Strasse ohne grosse Anstrengung auf 40km/h. Dafür mussten
wir unser Zelt jeweils im Schutze eines Hauses aufstellen, da es sonst extrem ungemütlich ist den Abend zu verbringen.







patagonischer Baum.

Wir sind nun in Punta Arenas. Hier in Chile sind momentan Präsidentschaftswahlen, weshalb alle Geschäfte geschlossen sind. Vor uns liegt nun nur noch das Feuerland und in ca. einer Woche werden wir an unserem Ziel Ushuaia ankommen.

PS. Wir haben unterdessen den letzten Blog mit Bildern aufgewertet.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Etappe Coyahique - El Chaltén

Distanz: 400km
Hm: 2500

Gesammtdistanz: 5200Km

Hitchhiking: 200Km



Carretera Austral Teil 2

Am Morgen als wir aus Coyahique hinausfuhren, empfing uns seit langer Zeit endlich wieder einmal Sonnenschein. Trotzdem war es aber immer noch sehr kühl. Das Gelände war sehr hügelig, die Landschaft aber sehr ansprechend. Am zweiten Fahrtag hatten wir einen Pass von 1100m Höhe zu bezwingen. Während der Abfahrt schneite es und wir waren froh als wir unten in einem Kleinen Dorf ankamen. Von dort an war es fertig mit Asphalt. Die üble Schotterpiste schlängelte sich durch dichten Urwald und an tiefgrünen Lagunen vorbei.
Da wir Neujahr gerne in einem Dorf verbringen wollten, hielten wir eines, der übrigens sehr seltenen, Autos an und liessen uns einige Kilometer nach Cochrane mitnehmen. Am Neujahrsabend gingen wir durch Menschenleere Strassen und bemerkten, dass kaum ein Restaurant geöffnet hatte. Schlussendlich fanden wir ein vornehmes Restaurant, wo wir ein Mehrgängemenu bekamen, um das beginnende Jahr entsprechend zu feiern.


Carretera Austral Teil 3

In unserem Fahrradführer hiess es, fünfzig Kilometer nach Cochrane gäbe es eine Schutzhütte mit Ofen, wo man übernachten könne. Da es immer noch sehr Kühl war und das Wetter wechselhaft, wollten wir in dieser Schutzhütte übernachten. Leider fanden wir diese auch nach längerem suchen nicht und so mussten wir im Zelt übernachten.
Am Morgen kamen wir aus dem Zelt geschlüpft und es regnete in Strömen. Wir wollten darum bis zur nächsten angeblichen Schutzhütte radeln, um dort unterzukommen. Wir hatten jedoch gehörige Zweifel an der Existenz dieser Hütte. Übrigens sahen wir auf dieser Strecke kaum Autos, geschweige denn Häuser, wo wir ein warmes Zimmer hätten finden können. Glücklicherweise kamen wir Abends völlig durchnässt und durchfroren bei der Schutzütte an. Dort konnten wir uns am Ofen aufwärmen und die nassen Sachen trocknen. Wir genossen es, in dieser verlassenen, menschenfeindlichen Gegend einen warmen Schlafplatz gefunden zu haben. Am darauffolgenden Tag führte uns die Strasse zu einer Fähranlegestelle. Abends um sieben waren wir dann auf der anderen Seite und wollten uns von einem der verschieden Fahrzeugen auf der Fähre ins 110 Kilometer entfernte Villa O'Higgins mitnehmen lassen. Da in zwei Tagen ein Schiff von dort Richtung Argentinien fahren würde und wir dringend einen Ruhetag nötig hatten, wollten wir diese Strecke nicht unter die eigenen Räder nehmen. Leider konnte uns an diesem Abend jedoch niemand mitnehmen. Da wir am nächsten Morgen auf eine neue Fähre mit neuen Autos hofften, übernachteten wir in der nähe der Anlegestelle. Pünktlich um elf Uhr morgens standen wir auf der Strasse bereit und hofften auf eine Mitfahrgelegenheit. Diese blieb jedoch wieder aus, kein einziges Fahrzeug kam an uns vorbei. Entmutigt fuhren zurück zur Fähranlegestelle. Dort warteten immer noch einige Autos und wir erfuhren, das die Fähre defekt sei und ausgefallen ist. Um ein Uhr erwartete man die zweite Fähre. Auf dieser waren nur gerade drei Fahrzeuge und alle fuhren entweder nicht nach O'Higgins oder hatten keinen Platz. Die Fähre fuhr erneut davon und wir standen noch immer dort, wo wir am vorherigen Tag angekommen waren. Nun viel uns auf, das ein grosses Fahrzeug noch immer dort stand und sich einige Arbeiter davor unterhielten. Wir fragten nach einer Mitfahrgelegenheit und bekamen eine ziemlich unfreundliche, beinahe feindliche Zusage. Erleichtert luden wir unsere Fahrräder auf und fuhren davon. Wenige Meter später stoppten wir wieder bei der ersten Verkehrstafel. Die Männer schrieben sich zu dieser einige Notizen auf und wir fuhren weiter. Nun hielten wir bei jeder Verkehrtafel, also ca. alle 500 Meter an. Nach ca. 40 minuten und lächerlichen 8 Kilometern kamen wir zu einer Häuseransammlung und die Männer stiegen aus und verschwanden in einem der Häuser. Uns ignorierten Sie dabei völlig und liessen uns im Auto zurück. Nach einigen Minuten wurde uns klar, das die Männer dort wohl Mittagspause machten. Nun hatten wir genug. Nach einigem Hin und Her, entschieden wir, uns nicht von diesen Typen verarschen zu lassen, luden unsere Räder auf und fuhren die Strecke zurück zur Fähre.
Wir hatten noch eine letzte Chance abends um sieben Uhr auf der letzten Fähre, ansonsten würden wir unser Anschlussboot in O'Higgins verpassen. Da wir an diesem Tag eigentlich bereits in Villa O'Higgins sein wollten, hatten wir keine Verpflegung mehr. Wir assen unsere Notrationen und schlugen die Zeit Tod bis es Abend wurde. Diesmal klappte es, ein Lieferwagen mit Ladefläche nahm uns mit. Glücklich stiegen wir mit unseren Rädern auf die Ladefläche, da es vorne keinen Platz mehr hatte. Während der Fahrt fing es zu unserem grossen Leid noch an zu Regnen und die Temperaturen sanken stark. Nach zweieinhalb Stunden kamen wir föllig durchgfrohren endlich in Villa O'Higgins an. Um ca. zehn Uhr abends bezogen wir endlich ein Hotel und die Inhaberin bereitete uns noch ein Nachtessen zu, welches wir zügig herunterschlangen. Beim anschliessenden Kaffee erfuhren wir, dass das Schiff am nächsten Tag bereits um halb neun Uhr Morgens fuhr. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir zogen also nochmal los um uns einen Platz im Schiff zu reservieren. Anschliessend konnten wir in unserem Hotel, welches auch einen kleinen Laden beinhaltete noch unsere Vorräte auffüllen und fielen völlig kaputt ins Bett.


Frontera Chile - Argentinia

Am nächsten Morgen mussten wir noch ca. sieben Kilometer bis zum Hafen fahren. Auf dem Schiff, das absolut unverschämte 80 Franken pro Person kostet. Trafen wir auf zwei weitere Fahrradtourer aus der Schweiz. Wir unterhielten uns lange mit Ihnen und erfuhren, dass die Schiffsgeselschaft auf diese Saison den Besitzer gewechselt und die Überfahrt vorher nur gerade die Hälfte gekostet hat. Gegen Ende der Fahrt zur Zollstation wurde es ziemlich stürmisch und wir wurden ganz schön durchgeschüttelt.


Nun erwartete uns ein sehr abenteurlicher Grenzübergang nach Argentinien. Dieser führt über einen Pass zum Lago Desierto und später zum Ort El Chalten. Die Strasse ist durchgehend sehr schlecht und acht Kilometer davon sind lediglich ein Trampelpfad. Wir kamen anfangs gut voran und assen auf der Passhöhe zu Mittag. Von dort aus hatten wir erstmals einen herrlichen Blick auf den noch weit enfernten und berühmten Monte Fitz Roy.

Man kann für die gesammte Strecke ein Pferd mieten, welches einem das Gepäck durch das schwierige Gelände trägt. Dies ist natürlich vor allem bei Fahrradtourern sehr beliebt. Da der Weg extrem beschwerlich und häufig tief eingegraben ist. Dadurch hat man mit den vorderen Taschen keinen Platz und muss den Weg mit diesen noch einmal separat durchlaufen. Da diese Pferde Mieterei aber nochmals viel gekostet hätte, nahmen wir die zusätzliche Mühe auf uns. Wir banden die vorderen Taschen einfach zusätzlich auf den Gepäckträger und konnten so sogar einige Passagen fahren. Der Weg war wirklich sehr mühsam und wir mussten unzählige Bäche überqueren und unsere Räder, welche auf dieser Strecke enorm zu leiden hatten, durch tiefen Schlamm ziehen. Da wir über den Lago Desierto wieder eine Fähre nehmen mussten und diese um sechs Uhr fuhr, hatten wir gegen den Schluss einen ziemlichen Stress.
Wir hatten anfänglich nicht damit gerechnet es noch am selben Tag auf die Fähre zu schaffen und konnten deshalb die letzten 35 Kilometer auch noch an diesem Tag zu fahren. Ziemlich geschafft kamen wir am späten Abend in El Chalten an.

Die Hotelsuche in diesem sehr touristischen Ort stellte sich als eine schwierige Sache heraus. Die vielen noblen und modernen Hotels sind nämlich fast alle auf Wochen ausgebucht und die Preise sind für Südamerikanische Verhältnisse schwindelerregend hoch. Da es aber schon elf Uhr Abends war und wir uns kaum noch auf den Beinen halten konnten, nahmen wir die hohen Preise (65CHF) in Kauf und suchten nicht lange weiter.