Hitchhiking: 80km
Feuerland
Frühmorgens setzten mit einer Autofähre nach Feuerland über. Das schlechte Wetter, das an diesem Morgen herrschte folgte uns diesmal nicht. Entsprechend waren wir in guter Stimmung, nicht zuletzt wegen des starken Rückenwindes, der uns einige Mühen auf der holprigen Strasse ersparte.
Feuerland ist, wie die Pampa, sehr spärlich besiedelt. Einige wenige Estancias beherrschen die riesige Fläche, auf der vor allem Schafe gehalten werden.
Das harte Radlerleben hat uns eine gehörige Puste verliehen.
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Am späten Nachmittag hielten wir bei einer solchen, um nach Wasser zu fragen. Ein Mann begrüsste uns mit der typischen südamerikanischen Freundlichkeit und bot uns gleich an, auf der Estancia zu übernachten. Dankend nahmen wir dieses Angebot an und wurden einmal mehr Zeuge der unglaublichen Gastfreundschaft vieler Leute dieses Gebiets. Er führte uns in einen Massenschlag, der von den Arbeitern in der Schafschur Saison genutzt wird. Danach bat er uns in die Küche wo schon der Kaffe bereit stand. Wir lernten uns besser kennen und er erzählte uns, er hätte schon einige Radfahrer beherbergt. Fast das ganze Jahr über lebt er alleine in dieser Einsamkeit und unterhält die Estancia, die aus etwa acht Häusern und einer Fläche von 7000 ha besteht.
Während wir danach unser Nachtlager einrichteten, kam Rigoberto mit einem toten Schaf auf der Schulter herein und fragte uns, ob wir auch genug Hunger mitgebracht hätten. In geübten Handgriffen zerlegte er das Schaf und bereitete uns ein herrliches Nachtessen zu. Er schien enttäuscht, da wir, obwohl es köstlich war, nicht alles aufessen konnten.
Danach blieben wir am Tisch sitzen um bei einer gemütlichen Matéada den Tag ausklingen zu lassen. Bei einer Matéada wird ein Holzgefäss, das gefüllt ist mit Yerba (Teekraut), herumgegeben. Dabei wird der Maté immer wieder mit heissem Wasser aufgegossen. Dies wird teilweise mehrere Stunden zelebriert. Der Maté ist in ganz Südamerika, vor allem aber in Argentinien, verbreitet. Auch wir geniessen in Argentinien regelmässig einen Maté am Feuer beim Zelten, oder wenn wir von Einheimischen dazu eingeladen werden.
Matéada am Feuer
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Am nächsten Morgen regnete es wie so oft. Da wir uns an einem so gemütlichen Ort aufhielten, brachten wir es nicht über uns, bei diesem Wetter loszufahren. Wir warteten in der gemütlichen Stube und als das Wetter besser wurde und wir schon aufbrechen wollten, begann Rigoberto gerade ein Mittagessen zuzubereiten. Wer kann da schon nein sagen.
Als wir später, satt bis an den Rand, doch noch aufbrachen, schien die Sonne und es wurde ein herrlicher Tag. Wir kamen gut voran, bis sich bei einem Schlagloch während einer schnellen Abfahrt, bei Tobi eine Vordertasche löste und er dadurch über den Lenker geworfen wurde. Dabei zog er sich einige Schürfwunden zu und verstauchte sich das Handgelenk. Trotzdem konnten wir noch bis zur Argentinischen Grenze weiterfahren und Campierten dort. Am nächsten Morgen war die Hand stark angeschwollen, was eine Weiterfahrt bis Rio Grande verunmöglichte. Am Argentinischen Zoll warteten wir bei strömendem Regen mehere Stunden auf eine Mitfahrgelegenheit. Dabei trafen wir zum dritten mal, nach Trujillo und Uyuni, per Zufall auf ein Französisches Paar, welches mit dem Tandem die selbe Route fährt wie wir.
In Rio Grande legten wir zwangsläufig zwei Ruhetage ein, da zu den Verletzungen von Tobi auch noch eine starke Erkältung kam.
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Endspurt
Einigermassen rehabilitiert starteten wir auf die letzten Kilometer. Das Gelände wurde nun zunehmend hügeliger, da sich hier die Anden noch ein letztes Mal aufbäumen. Auch sahen wir hier wieder Wälder, was uns nach den ersten Feuerlandeindrücken erstaunte. Nach einem letzten Pass, kamen wir in unserem lange angestrebten Ziel Ushuaia an.
Die südlichste Stadt der Welt, ist wie vorhergehende Touristenorte in Argentinien sehr teuer. Von hier starten viele Kreuzfahrtschiffe in die Antarktis.
Rückblick
Auf unserer Reise hierher legten wir insgesamt 10500Km, davon 6144km und ca. 26400 Höhenmeter mit dem Fahrrad zurück. Wir sassen insgesamt 336 Stunden im Sattel, unsere Räder drehten sich dabei 2'786'395 mal um die eigene Achse. Wir kamen bis auf eine Höhe von 4880m.ü.M. und hatten ca. 15 Platten und viele andere Kleinigkeiten zu reparieren. Wir lernten unzählige Menschen, ihre Gastfreundschaft und Freundlichkeit kennen. Die verschiedenen Kulturen und ihre Besonderheiten faszinierten uns. Wir wurden um viele Eindrücke reicher und erlebten ein riesen Abenteuer.
Typischer Sonnenuntergang auf Feuerland
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Ausblick
Hier in Ushuaia trennen sich unsere Wege.
Tobi wird von Buenos Aires aus nochmals in den Sattel steigen und richtung Paraguay weiterziehen. Er wird voraussichtlich am 28. Februar seinen Rückflug antreten.
Adi wird auf dem langen Weg nach Buenos Aires einen Zwischenstopp einlegen und danach am 10. Februar nach Hause fliegen.
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Vielen Dank für euer Interesse und bis bald
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Adi und Tobi
KEEP THE WHEELS TURNING